Warum auch heute noch gefaxt wird
Schnell, sicher und effizient: Als das Faxgerät erfunden wurde, revolutionierte es die Kommunikation. In den 1990er-Jahren war es ein unverzichtbares Instrument in Büros, danach wurde es zunehmend von Computern und Smartphones verdrängt und in der Corona-Pandemie musste es viel Spott über sich ergehen lassen. Doch auch wenn das Fax wie aus der Zeit gefallen wirkt, ist es noch längst nicht ausgestorben.
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In Deutschland kamen die ersten Faxgeräte Mitte der 1970er-Jahre auf den Markt. Damals waren die Geräte noch sehr groß. Neben ein paar anderen Knöpfen gab es einen grünen Knopf, um den Faxversand zu starten, und einen roten Knopf, um den Versand zu stoppen.
Um die Nummer zu wählen, an die das Fax geschickt werden sollte, war das Faxgerät mit einem Telefon verbunden, das auf dem Gerät stand.
Hatte sich jemand am anderen Ende der Leitung gemeldet, wurde der Sendeknopf gedrückt und nachdem das Fax abgeschickt war, konnte der Telefonhörer wieder aufgelegt werden.
1978 bekamen Faxgeräte in Deutschland eine offizielle Postzulassung, ein Jahr später führte die Deutsche Bundespost den Faxdienst offiziell ein. Bis sich Faxe in deutschen Büros so richtig durchsetzten, sollte es aber noch etwas dauern.
Nach Angaben des Fernmeldetechnischen Zentralamts gab es hierzulande im Jahr 1981 nur 4.367 Telefax-Anschlüsse, im Jahr 1989 war die Anzahl der Anschlüsse schon auf rund 375.000 geklettert.
Der große Siegeszug des Faxes dürfte in erster Linie an der einfachen Handhabung gelegen haben. Schließlich musste das Faxgerät einfach nur an den Telefonanschluss angeschlossen werden.
Danach war es sofort einsatzbereit und konnte von jedem bedient werden. Schneller als ein Versand von Schriftstücken auf dem Postweg war das Fax obendrein.
Anfang der 1990er-Jahre gab es dann schon fast zwei Millionen Faxgeräte in Deutschland. Gleichzeitig wurden die Geräte kleiner, handlicher und kostengünstiger. Es gab sogar tragbare Modelle, die in einer Telefonzelle angeschlossen werden konnten. Schon damals war es also möglich, unterwegs erreichbar zu bleiben.
Warum nun auch heute noch gefaxt wird
Aller Digitalisierung zum Trotz ist das Fax nach wie vor in vielen Büros vertreten. Das gilt nicht nur für Ämter und Behörden, sondern auch für Krankenhäuser, Arztpraxen, Anwaltskanzleien, Handwerksbetriebe und Unternehmen zahlloser Branchen.
Dass auch heute noch gefaxt wird, hat verschiedene Gründe. Ein Punkt ist, dass das Fax in der Kommunikation mit Behörden nahezu unumgänglich ist. Der Austausch zwischen Institutionen läuft eben noch immer in weiten Teilen per Fax.
Ein anderer Grund ist die Erreichbarkeit. Zwar ist die Anzahl der Faxe insgesamt rückläufig. Aber Behörden und Unternehmen möchten für diejenigen erreichbar bleiben, die noch nicht auf digitale Wege umgestiegen sind. Auch die Macht der Gewohnheit spielt eine große Rolle.
Der Senior faxt seinen Antrag ans örtliche Landratsamt und der Handwerksmeister bestellt sein Material per Fax, weil er es schon immer so gemacht hat und weder eine Veranlassung noch einen Vorteil darin sieht, auf eine andere Technologie umzusteigen.
Schließlich haben wir ja auch nicht alle Wanduhren abgehängt und alle Armbanduhren verbannt, bloß weil uns das Handy genauso die Uhr anzeigt.
Ein anderer Aspekt ist, dass hierzulande in vielen Belangen die Schriftform erforderlich ist. Erklärungen, Bescheinigungen, einige Kündigungen und andere offizielle Schreiben brauchen eine Unterschrift.
Eine digitale Signatur kann diese zwar ersetzen, kann aber für jemanden, der nur bedingt technikaffin ist, zu umständlich sein.
Außerdem bietet das gute alte Fax einen klaren Vorteil:
Durch den qualifizierten Sendebericht hat der Absender einen handfesten Nachweis dafür, dass sein Schreiben den Empfänger erreicht hat.
Und nicht zuletzt kann ein Faxgerät der Retter in der Not sein.
Wenn Hacker nämlich die IT lahmlegen, können Behörden, Krankenhäuser und andere Einrichtungen auf das altbewährte Faxgerät zurückgreifen, um wichtige Nachrichten zu übermitteln oder Daten auszutauschen. So läuft wenigstens die Kommunikation weiter.
Aus analog wird digital
Obwohl Faxe weiterhin beliebt sind, haben sie sich verändert. Analog sind nur noch die wenigsten Faxgeräte. Stattdessen haben sich E-Faxe durchgesetzt.
Beim sogenannten Fax-to-Mail oder Mail-to-Fax werden eingehende und ausgehende Faxe von Routern oder Multifunktionsgeräten, also Druckern oder Fotokopierern mit Faxfunktion, in E-Mails umgewandelt und übertragen. Doch genau hier liegt das große Problem.
Denn zum einen brachte die Umstellung der Telefonnetze auf das Internetprotokoll mit sich, dass Faxe ebenso wie Anrufe über eine beliebige Internetverbindung laufen.
Eine direkte Verbindung zwischen dem Sender und dem Empfänger gibt es nicht. Deshalb kann niemand wissen, über welche Wege die Daten geleitet werden und ob nicht auch außereuropäische Server beteiligt sind.
Zum anderen ist bei einem virtuellen Fax-Server nicht klar, ob die Nachricht verschlüsselt wird. Gerade bei sensiblen, personenbezogenen Daten besteht aber ein hoher Schutzbedarf.
Kritiker bemängeln außerdem ein Problem, das es bei Faxen schon immer gab: Das Gerät druckt die Nachricht aus und jeder, der sich in der Nähe des Geräts befindet, kann das Fax aus dem Gerät nehmen.
Dazu kommt, dass sich der Absender verwählen kann und das Fax so an jemanden geschickt wird, für den es gar nicht bestimmt war.
Unterm Strich ist der Versand von Faxen mit den heutigen Ansprüchen an den Datenschutz also schwer zu vereinen. Verschlüsselte E-Mails bieten an dieser Stelle mehr Sicherheit.
Trotzdem ist das Fax nicht ausgestorben und wird wohl auch die nächsten Jahrzehnte überleben.
Denn die Umstellung auf komplett digitale Prozesse in Behörden und Unternehmen wird noch eine Weile dauern, und sich von etablierten, bewährten Gewohnheiten zu verabschieden, ist eine Hürde, die nicht so einfach zu nehmen ist.
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